Was ist FIP?
Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) ist eine Katzenkrankheit, die durch das sogenannte Feline Coronavirus (FCoV) oder Feline Infektiöse Peritonitis Virus (FIPV) verursacht wird. Über die krankmachende Wirkung des Virus gibt es zwei wesentliche Theorien. Möglicherweise existieren viele zwar verschiedene, aber verwandte Virusstämme mit unterschiedlicher Gefährlichkeit. So zum Beispiel harmlose Stämme, die Durchfall erzeugen ("Enteritis Coronavirus") und virulentere Stämme, die voll ausgeprägte FIP hervorrufen. Einige Forscher meinen, dass das MP-Virus im Körper der Katze mutiert, um dem Immunsystem zu entgehen. Die Beteiligung des Immunsystems ist von großer Bedeutung, und das offenbar gehäufte Auftreten von FIP bei bestimmten Rassen könnte auf eine angeborene Anfälligkeit hindeuten. Obwohl also die eigentliche Krankheitsursache außer Zweifel steht, bleibt unklar, warum einzelne Katzen genesen, andere der Krankheit unterliegen.
Wie bekommt die Katze FIP?
Das Virus gelangt mit den Ausscheidungen in die Außenwelt, bleibt außerhalb des Körpers jedoch nur für kurze Zeit infektiös. Sobald eine Katze klinische Krankheitszeichen ausbildet, kann es sein, dass sie schon gar kein Virus mehr ausscheidet. Dr. Diane Addie von der Universität Glasgow hat die Übertragung von FIP ausführlich studiert. In einem Katzenhaushalt mit FIP sind kleine Kätzchen am wenigsten gefährdet, wenn man sie isoliert hält und künstlich aufzieht. Kätzchen, die nur von ihrer Mutter und ohne Kontakt mit den anderen Katzen groß werden, sind relativ gering gefärdet, während diejenigen, die mit allen anderen Katzen zusammenkommen, höchst wahrscheinlich angesteckt werden.
Was passiert, wenn eine Katze mit dem Virus Kontakt bekommt?
Die Katze nimmt das Virus durch den Mund auf. Es vermehrt sich in der Rachenhöhle und im Darm. Dann infiziert das Virus die Macrophagen (einen Typ weißer Blutzellen) und kann sich im ganzen Körper ausbreiten. Was dann passiert, hängt wahrscheinlich von zwei Komponenten ab:
1. von der Virulenz des Virusstammes,
2. von der Immunreaktion der Katze.
Das Immunsystem der Katze kann man sich in zwei Formen vorstellen. Da ist zunächst die "humorale" Immunitätsreaktion, in deren Verlauf Proteine gebildet werden, die man "Antikörper" nennt. Bei vielen anderen Krankheiten sind Antikörper nützlich, weil sie Viren oder Bakterien binden und unschädlich machen. Bei FIP allerdings scheinen sie den Krankheitsverlauf zu verschlimmern, weil sie das Virus nicht inaktivieren, sondern sich mit ihm zu Antikörper-Virus-Komplexen verbinden. Diese Komplexe werden dann überall im Körper in verschiedenen Organen abgesetzt. Daraufhin entsteht wahrscheinlich das typische Krankheitsbild. Die andere Form der Immunantwort ist die sogenannte "zellvermittelte" Immunität (CMI). Dabei werden die sogenannten T-Lymphozyten gebildet. Sie können die mit dem Virus infizierten Zellen erkennen und zerstören. Man nimmt an, dass eine Katze mit starker zeltvermittelter Immunität gegen das Feline Coronavirus die Infektion übersteht und gesundet Bei schwacher oder nur mittlerer OMI allerdings gewinnt die Krankheit die Oberhand (s. Abbildung).
Was sind die Anzeichen von FIP?
Eine FIP kann nur bedingt diagnostiziert werden, da die klinischen Anzeichen jeweils von den erkrankten Organen bestimmt werden. Die ersten Beschwerden sind oft unbestimmt. Die Katze kann teilnahmslos wirken oder blass aussehen, vielleicht isst sie weniger und nimmt ab. Manche Katzen haben eine erhöhte Körpertemperatur. In diesem Stadium kann FIP genauso aussehen wie viele andere Krankheiten. Meistens mündet die FIP schließlich in einen von zwei Typen: die "Nasse" oder die "Trockene" FIP. Manche Katzen scheinen eine Mischform beider Typen zu haben, aber meistens herrscht eine vor. Die Nasse FIP ist häufiger als die Trockene FIP. In den Körperhöhlen (Bauch, Brust, Herzbeutel) sammelt sich Flüssigkeit an. Wenn der Bauch dadurch geschwollen aussieht, nennt man das "Ascites". Flüssigkeit in der Brust kann zu Atembeschwerden führen. Flüssigkeit im Herzbeutel führt zu Herzbeschwerden. Bei der trockenen Form kommt es, wie schon der Name sagt, nicht zu Flüssigkeitsansammlungen. Stattdessen treten Beschwerden je nach infiziertem Organ auf. In der Hälfte aller Fälle sind Gehirn und Rückenmark befallen. Dann kann die Katze nicht richtig laufen, sie reagiert überempfindlich auf plötzliche Geräusche oder bekommt Anfälle. Bei manchen Katzen sind Nieren, Leber oder Darm befallen. Dann trinkt und uriniert die Katze vermehrt, bekommt Gelbsucht oder Durchfall. Viele Katzen haben auch Augenerkrankungen. Angesichts so vieler unterschiedlicher Symptome, die bei der Trockenen FIP beobachtet werden können, ist es natürlich sehr schwierig, die exakte Diagnose zu stellen.
Wie kann mein Tierarzt FIP diagnostizieren?
Es gibt verschiedene Tests zur Erhärtung oder Unterstützung einer Diagnose, aber kein einziger kann mit Sicherheit beweisen, dass eine Katze tatsächlich FIP hat. Die einzig wirklich sichere Diagnose erfolgt durch Gewebeuntersuchungen, und das ist leider erst nach dem Tode möglich. Trotzdem können Tests hilfreich sein. Bei der nassen Form kann eine Analyse der Flüssigkeit nützlich sein, obwohl das Ergebnis' so ähnlich ausfallen kann wie bei bestimmten anderen Krankheiten, besonders gewissen Leberleiden. Hilfreich kann ein Test zur Bestimmung des Antikörper-Titers sein. Der FIP-Titer muss aber mit Vorsicht interpretiert werden, weil er kein Beweis dafür ist, dass eine Katze sich gerade mit FIP auseinandersetzt. Eine Katze, die in der Vergangenheit mit dem FIP-Virus zu tun hatte und alles längst überwunden hat, kann trotzdem noch einen ziemlich hohen Antikörper-Titer aufweisen, obwohl sie weder krank ist, noch im Begriff krank zu werden. Wenn es jedoch bei einer Katze schon gewisse Anzeichen für FIP gibt, karg) der' Test Verdachtsmomente erhärten. Katzen mit Nasser FIP haben gewöhnlich Titer über 1:320, aber ausnahmsweise kann der Titer auch ganz niedrig sein. Katzen mit Trockener FIP haben immer Titer über 1:640. Schätzungsweise haben 30 bis 40% aller Katzen positive FIP-Titer - vor allem in Haushalten mit mehreren Katzen. Tatsächlich ist aber nur 1% aller Katzen FIP-krank. Sogar in Haushalten mit mehreren Katzen erkranken, wenn FIP ausgebrochen ist, nur rund 5% der Katzen. Aber alle haben dann wahrscheinlich Antikörper-Titer. Wenn also eine Katze Symptome entwickelt, die auf FIP hindeuten, und mehrere Tests ebenfalls FIP vermuten lassen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie tatsächlich an FIP leidet. Eine endgültige und sichere Diagnose kann aber nur durch Obduktion (nach dem Tod) gestellt werden. Testergebnisse gesunder Katzen sind, - ganz gleich, wie hoch der Titer auch sei, - überhaupt kein Anhaltspunkt für FIP-Verdacht. Weder besagt er, dass die Katze krank ist, noch ob sie infektiös ist. Der positive Titer besagt, dass die Katze irgendwann in der Vergangenheit sich mit dem Virus auseinandergesetzt hat. Es kann sein, dass sie Virus ausscheidet, aber ob es so ist, ist nicht mit diesem Test nachweisbar. Es kann (muss nicht) sein, dass sie gefährdet ist und für seronegative Katzen (ohne Titer) eine Gefahr darstellt. Wenn in einem Haushalt alle Katzen den Titer 0 haben, ist er wahrscheinlich frei von FIP.
Kann man FIP behandeln oder vorbeugen?
Eine Behandlung gibt es nicht. Man kann die Symptome behandeln, aber letztendlich ist es aussichtslos. Innerhalb von Wochen oder wenigen Monaten stirbt die Katze. Viele Forschungsgruppen arbeiten an einem Impfstoff. Bei den ersten Impfversuchen wurden die geimpften Katzen um so schneller krank, vermutlich weil das Immunsystem der Katze selbst in den Krankheitsprozeß einbezogen ist. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde in den USA ein FIP-Impfstoff vorgestellt. In jüngster Zeit traten aber Zweifel sowohl an seiner Unschädlichkeit als auch an seiner Effektivität auf. In England wird vorerst nicht gegen FIP geimpft.
Wie verhalte ich mich, wenn eine meiner Katzen FIP hat?
Wichtig ist der Rat des behandelnden Tierarztes. Da FIP bei jeder Katze anders verlaufen kann, gibt es kaum allgemeingültige Regeln. Tests für alle im Haushalt befindlichen Katzen können empfehlenswert sein. Vielleicht wird der Tierarzt sich auch mit einer Veterinärmedizinischen Universität in Verbindung setzen, um optimale Ratschläge für den jeweiligen Einzelfall zu erarbeiten.