Charmant und schön
"These charming cats" nennt sie Brian Vesey-Fitzgerald in seinem Buch Cats (London 1956). Auch Phyllis Lauder charakterisiert sie so: "The charming BlueCreams" (The British, European and American Shorthair Cat, London 1981). "The rarest of the British Shorthair varieties", sagt Grace Pond (The Complete Cats Encyclopedia, London 1974). "Anhänglich und lebhaft", setzt im Heyne Katzenbuch David Taylor 1990 noch dazu ... Eine seltene Katze also, deren anschmiegsames und aufmerksames Wesen ebenso wie besondere Färbung sie schon immer von anderen Katzen unterschied. Um die kurzhaarige, massiv gebaute Blaucreme kennen und schätzen zu lernen, muss man nicht bloß von ihr lesen oder ihr Bild gesehen haben, sondern sie persönlich erleben: ihr freundliches Betragen, ihr liebevolles Schnurren, ihre offenherzige Freundlichkeit auch anderen Katzen gegenüber. Das Aussehen der Blaucreme ist schwer zu beschreiben. Als Verwandte des Kartäusers ist sie eine kräftige Katze mit dichtem, kurzem Fell. Aber ihre Farbe ist ungewöhnlich: ein Gemisch aus Blau und Creme. Beide Farben gehen ineinander über, so dass sich eine unregelmäßige pastellige Färbung ergibt. In Standardbeschreibungen heißt es zum Vergleich: "wie verschossene Seide" oder "wie changierend". Meistens sieht sie allerdings eher sanft gesprenkelt aus. Dazu hat die Blaucreme wunderbar leuchtende, runde Augen in Orange oder Kupferfärbung.
Attraktiv, weil typisch weiblich
Die "melierte Schwester des Kartäusers", deren Pelz vielleicht auf den ersten Blick wirkt, als hätte er, - eigentlich blau, - reichlich Spritzer von Entfärber abbekommen, ist ein "echtes Weib": Solche Katzen kommen nämlich nur als Weibchen vor. Eine halbe Rasse sozusagen, der die "bessere Hälfte" fehlt? Ja, denn Kater dieser Färbung gibt es praktisch nicht (seltene Ausnahmen kommen vor). Möglicherweise wissen das auch Kater. Sie sehen offenbar in jeder Blaucreme etwas ganz Besonderes, etwas extrem Liebens- und Besitzenswertes! Meinen Katern jedenfalls gehen Blaucreme-Katzen einfach über alles, sei es die eigene Gefährtin oder eine "Besuchs-Braut". Zwar ist jede rollige Katze interessant, aber eine Blaucreme, die zum Katzen-hochzeitsfest erscheint, löst grenzenlose Begeisterung aus. Die Katergesänge werden lieblicher, seine Annäherungen feuriger und seine Eifersucht unheimlich. Niemand darf seine Blaucreme anfassen, nicht einmal ihre ausgetretenen Haare gibt er zum Wegkehren frei. Nein, diese Kätzin will er mit Haut und Haar für sich allein!
Farbe und Farbvererbung
Die blaucreme Katze zeigt im Äußeren, verglichen z. B. mit der einfarbig blauen oder cremefarbenen Katze, stets individuellere Züge. Das kommt daher, dass eben nicht, wie vom Standard idealistisch gefordert, alle blauen und cremefarbenen Haare einzeln gleichmäßig untereinander vermischt wachsen. Immer bildet sich eine mehr oder weniger getüpfelte oder wolkige Melange. Weil dabei an jeder Körperstelle mehr oder weniger Creme oder Blau konzentriert auftreten kann, sieht jede blaucreme Katze von der anderen verschieden aus. Sehr hübsch wirkt eine kleine creme Blesse auf der Stirn oder eine halb blau, halb creme gefärbte Kinnspitze. Größere einfarbige Zonen sollen aber möglichst nicht vorhanden sein, weder in Blau noch im Creme. Alle vier Pfoten, Beine, der Schwanz und auch die Ohren sollen beide Farben aufweisen. Was in manchen Büchern geschrieben steht, z. B. dass die Farbverteilung auf dem Körper der Katze grundsätzlich willkürlich entsteht ohne gewissen erblichen Veranlagungen zu unterliegen, kann erfahrungsgemäß nicht bestätigt werden. Sowohl die Neigung zu einer Blesse, zu großen cremefarbenen Flecken z. B. auf Brust, Bauch oder einer Pfote vererbt sich von der Mutter auf die Töchter wie auch die Wahrscheinlichkeit einer hervorragenden Vermischung beider Farbtöne. Es ist also durchaus sinnvoll zu fragen, mit welcher Blaucreme eine Weiterzucht Erfolg verspricht. Da die Farbe normalerweise nur bei Weibchen auftritt, wählt man zur Paarung in der Regel einen Kartäuser (immer blau) oder einen British Kurzhaar Creme-Kater. Im Wurf spalten sich die Farben dann geschlechtsgebunden wieder auf. Dabei vererbt sich das Creme "über Kreuz". Anders ausgedrückt: Soll meine blaucreme Kätzin auch blaue Töchter haben, brauche ich einen blauen Zuchtkater dazu. Soll meine blaucreme Kätzin auch creme Töchter haben, brauche ich einen creme Zuchtkater dazu. Die anderen Farben, Blaucreme bei Weibchen, Creme und / oder Blau bei Katerchen, können nur bei beiden Kombinationen fallen. Ob diese Gesetzlichkeiten der Farbvererbung sich im Einzelfall gemäß der statistischen Wahrscheinlichkeit verifizieren, obliegt dem Zufall. Nicht jede der genannten Farben, die jeweils dabei sein kann, muss auch fallen.
Entwicklung und Temperament
Meistens liegen kleine Blaucreme-Katzen in einem "bunten" Nestchen, also zusammen mit Kartäusern und cremefarbenen BKH-Geschwistern. Oft hält der Anfänger sie zunächst für Kartäuser, denn kurz nach der Geburt sehen manche blaucreme Kätzchen vollkommen einfarbig blau aus. Dann ist es mitunter nur ein hellrosa Pünktchen am Nasenspiegel oder an einem der noch winzigen Pfotenbällchen, das auf den Creme-Anteil im Fellkleid hinweist. Erst ganz allmählich wachsen die cremefarbenen Haare heraus, und so wird manchmal eine zuerst fast blau gewesene Jungkatze im Erwachsenenalter eine herrliche, "gut durchmischte" Blaucreme. Umgekehrt ist es eher selten so, dass innerhalb von größeren cremefarbenen Zonen noch bemerkenswert viele blaue Haare nachwachsen. Katzen mit erheblichen creme Flecken kann man deshalb von vorneherein eher als Liebhabertiere denn als zukünftige Ausstellungssieger einstufen. In USA ist das allerdings umgekehrt: Die American Shorthair Bluecream wird mit klar abgesetzten Flecken in Creme und Blau verlangt! Viele Katzenfreunde verlieben sich auf den ersten Blick in eine Blaucreme. Nicht nur, weil sie so besonders liebenswürdig schnurrt, sondern wegen ihrer ganz persönlichen, unverwechselbaren Färbung. Wenn auch die Tendenz zu gewissen Farbverteilungen familiär ähnlich, weil erbbedingt, ist, gleicht doch keine ihrer Schwester "wie ein Ei dem anderen". Außerdem sind blaucreme Katzen ausgesprochene Schmusekatzen und mögen - im Gegensatz zu den meisten Kartäusern - auch den Körperkontakt zu ihrem Menschen. Sie schnurren ausdauernd und scheinen stets zu lächeln. Als Mütter sind sie sorgsam und geduldig. Viele Züchter erfahren immer wieder, dass Blaucreme sich auch liebevoll um den Nachwuchs ihrer Mitkatzen kümmern. Selbst Kastratinnen wärmen und pflegen Katzenbabies mit Hingabe, manche bekommen sogar Milch.
Unkomplizierte Pflege
Die Fellpflege der British Kurzhaar Blaucreme erfordert fast ebenso wenig Sondermaßnahmen wie bei Kartäusern. Gutes Futter und liebevolles Streicheln sind das Wichtigste. Lediglich im Sommer während des Fellwechsels wird täglich gekämmt und gebürstet. Wegen ihrer besonders feinen Haare neigen manche dichtpelzigen Blaucremes zu leichten Verfilzungen an Flanken und Brust. Durch gelegentliches Kämmen mit einem weitzinkigen Kamm lässt sich das verhindern, ehe überhaupt Fellklümpchen entstehen.
Erst in den Fünfzigern anerkannt
Die BKH Blaucreme gehört zu den jüngeren Rassen. Lange nach der blaucreme Perserkatze wurde sie erst 1956 in England vom Gouverning Council of the Cat Fancy (GCCF) anerkannt. Die ersten berühmten British Bluecream Katzen nach der Rasseanerkennung waren Champion Broughton Jane (1955 - 1971), Champion Jezreel Jamina und Aldra's Pansyface. Mit Int. Ch. Pensylva Noelle Joyeuse wurde 1966 die BKH Blaucreme in Frankreich eingeführt. Weitere Pensylvas finden I sich dann schon bald in USA, Belgien und Deutschland.
Die Blaucreme - eine "verdünnte" Schildpattkatze
Mancherorts nennt man die Blaucreme auch "Blauschildpatt", was auf ihre Verwandtschaft mit der rot und schwarz gefleckten Schildpatt- Katze hindeutet. Die Schildpattfärbung ist bei Hauskatzen seit eh und je bekannt. Kommt noch Weiß dazu, so heißt sie im Volksmund auch "Glückskatze". Sie wurde schon vor mehr als 200 Jahren als eigene Rasse betrachtet. Bei Linne (Systema naturae, 1789) wird sie als "Spanische Katze" neben verschiedenen anderen Rassen aufgeführt. Bei heutigen Rassekatzen heißt die schwarz-rot-weiße Färbung "schildpatt weiß" oder amerikanisch "calico". Blau-creme-weiße Färbung heißt analog "blauschildpatt weiß" oder "dilute calico". Genetisch ist die Schildpatt eine Blaucreme ohne Verdünnungsfaktor. Das Schwarz entspricht dem Blau, das Rot entspricht dem Creme. Der Modus der Farbvererbung ist genau der gleiche. Trägt die Schildpatt die rezessive Anlage für Farbverdünnung und ihr schwarzer oder roter Zuchtpartner ebenso (oder wird sie mit einem blauen oder creme Kater gepaart), so kann sie Kätzchen in verdünnten Farben bekommen. Umgekehrt haben aber zwei Eltern in verdünnten Farben niemals rote, schwarze oder schildpatt Kinder. Zeigen Mutter, Vater oder beide außerdem Weißscheckung, so kann sich diese auf die Katzenkinder vererben. Rein weiße Kätzchen werden aber von Schecken eigentlich nie geboren, da hierzu eine andere Erbanlage notwendig ist
Andere Rassekatzen im Blaucreme-Kleid
Blaucreme gibt es nicht nur bei British Kurzhaar-Katzen. Perser in der Farbe Blaucreme sind schon länger anerkannte und beliebte Rassekatzen. Durch das lange Haar fließen Blau und Creme wirklich zart ineinander, wie der Standard es verlangt. Die Katze bekommt dadurch ein wolkig-duftiges Aussehen von delikater Nuancierung. Wer sich die "Rassestandards der Katzen der Welt" vornimmt, wird feststellen, dass es -zig Rassen bzw. Varietäten der Farbe Blaucreme gibt. Dazu zählen auch die verwandten Farben wie z. B. Schildpatt, Lilac-Creme, Chocolate-Creme, Tortietabby (Torbie), die entsprechenden Farben bei Getippten, bei Smokes und schließlich auch in den Points bei Siam- oder Colourpointkatzen. Eine sich stets erweiternde, riesige Palette rein weiblicher Rassen. Mit wachsender Bekanntheit nimmt ihre Beliebtheit zu. Kein Wunder - bei so viel kätzischem Charme!