Was muss der Katzenhalter darüber wissen?
Krault man das Kätzchen oder die erwachsene Katze am Ohr, so fangen sie behaglich an zu schnurren. Dieses Schnurren ist auch ein sicheres Zeichen dafür, dass Ohren und äußere Gehörgänge ganz gesund sind. Ebenso sicher, allerdings für einen krankhaften Zustand an den Ohren, sind Abwehrreaktionen der Katze, wenn man sie krault, oder ein ständiges Schütteln des Kopfes und wiederholtes Kratzen mit den Pfoten in der Ohrgegend. Diese Erscheinungen kennzeichnen sogar schon einen fortgeschrittenen Krankheitszustand der "Ohrenentzündung". Die Bezeichnung "Ohrenentzündung" ist sehr ungenau, denn man unterscheidet anatomisch wie funktionell am Ohr mehrere Abschnitte: das Außenohr mit Ohrmuschel und äußerem Gehörgang bis zum Trommelfell, das Mittelohr, eine knöcherne Aushöhlung mit den Gehörknöchelchen, und das Innenohr mit Gehör- und Gleichgewichtsorgan. Die landläufige Bezeichnung "Ohrenentzündung" ist meistens eine Entzündung des äußeren Gehörganges (fachlich "Otitis externa"), zum Glück, kann man sagen, denn Entzündungen des Mitteloder Innenohres sind wegen ihrer unmittelbaren Verbindung zum Gehirn sehr ernst zu nehmende und schwer zu behandelnde Erkrankungen. Die Entzündungen des äußeren Gehörganges sind leider weiter verbreitet als man allgemein annehmen möchte. Dabei können sie auf einfache Weise ziemlich sicher verhütet werden, durch regelmäßige und sorgfältige Pflege.
Die wichtigsten Ursachen der Gehörgangsentzündung
Will man das Übel an der Wurzel packen, so muss man die Ursache kennen und abstellen. Auf diesen einfachen Nenner können wir letzten Endes auch die Vorbeuge und Ursachenbekämpfung der Otitis ext. bringen. Weit verbreitet sind bei Katzen die Ohrräudemilben, rundlich-ovale Insekten mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,5 mm. Diese Milben kommen als Krankheitserreger auch bei Hunden vor. Die Ansteckung erfolgt von Tier zu Tier, bei massivem Befall kann auch eine Übertragung durch sog. Zwischenträger, Menschen, Geräte usw., stattfinden. Besondere Ansteckungsgefahren sind beim Umgang mit weniger gepflegten Artgenossen gegeben. Darum sollten für Katzenausstellungen oder Tierheime, Tierkliniken, Katzenpensionen nur milbenfreie, an Kopf und Ohren gesunde Katzen zugelassen werden, damit die anderen, hygienisch einwandfrei gepflegten Katzen nicht gefährdet werden. Nicht nur Milben verursachen eine Gehörgangsentzündung, sondern auch Bakterien und Pilze. Meist handelt es sich bei diesen Erregern zunächst um "harmlose Schmarotzer", es muss ihnen eine Pforte geöffnet werden, um in die Haut der Gehörgänge zu gelangen und dort die verschiedensten Formen einer Entzündung hervorzurufen. Dies geschieht folgendermaßen:
Im Gehörgang sammeln sich Staub und Schmutz, gelegentlich auch Fremdkörper (kleine Splitter, Grannen) an. Dazu produzieren spezielle Drüsen das Ohrenschmalz. Wird das Ohr mitsamt dem Gehörgang nicht in regelmäßigen Abständen gereinigt, von Schmutz und Ohrenschmalz befreit, so ist kein normaler Hautstoffwechsel mehr möglich, die oberflächlichen Hautschichten erkranken. Mechanisch unterstützt das Tier diesen Vorgang durch Kratzen. Nun können die Krankheitserreger eindringen, die Entzündung verursachen. Es entsteht Juckreiz, von dem sich die Katze befreien will: ruckartiges Kopfschütteln, häufiges Kratzen. Aber dadurch verstärkt sie nur die Krankheitsentwicklung. Juckreiz in der Haut verursachen auch die Ohrräudemilben, denn sie bohren die Haut an, um sich zu ernähren. Die Weiterentwicklung der Hautentzündung im äußeren Gehörgang und auch in der Ohrmuschel verläuft dann ganz genauso wie schon bei den bakteriellen und Pilzursachen beschrieben.
Regelmäßige Pflege und Reinigung der Ohren stellt die Ursache ab
Wenn deutliche Krankheitszeichen einer Otitis, Schmerzäußerungen des Tieres, unangenehmer Geruch aus dem Gehörgang oder flüssiger, eitriger Inhalt wahrzunehmen sind, ist es höchste Zeit, den Tierarzt aufzusuchen. Damit die Krankheit schnell geheilt werden kann, müssen Medikamente eingesetzt werden, die nur der Fachmann auswählen und verordnen kann. Jeder Ehrgeiz einer Selbstbehandlung ist falsch und quält das Tier unnötig länger. Ehrgeiz aber sollte entwickelt werden, dem Tier Qualen und Krankheit zu ersparen, es in hygienisch sauberem Zustand zu halten und zu pflegen. Und wie aus den Schilderungen über die Ursachen und Krankheitsentstehung eindeutig hervorgeht, kann eine vernünftige Krankheitsvorbeuge durch regelmäßige und fachlich richtige Ohrenreinigung erreicht werden. Dazu muss man nur folgendes beachten: die richtige Technik und das richtige Spezialpräparat. Jeder erfahrene Katzenhalter wird es bestätigen können. Gewöhnt man die junge Katze an die Prozedur einer Ohrenreinigung, so lässt sie sich das auch später gefallen. Reinigt man aber die Ohren erst dann, wenn schon eine Entzündung vorliegt und Schmerzen entstehen, wird die Katze - begreiflicherweise - unleidlich.
Wie werden die Ohren richtig gereinigt?
Wesentlich bei der Ohrenreinigung ist eine gute Fixierung der Katze, damit bei plötzlichen Abwehrbewegungen keine Verletzungen entstehen. Scharfe oder spitze Gegenstände sind strengstens verboten. Mit einer Hand zieht man die Ohrmuschel nach oben und vom Kopf ein wenig weg (nach außen). Damit wird der nach unten verlaufende faltige Gehörgang gestreckt und man kann ihn - vorsichtig! - mit einem Wattestäbchen oder einem sauberen aufgedrehten Lappen säubern. Nach Entfernung von Ohrenschmalz, Hautschuppen und evtl. Schmutz aus dem Gehörgang wird anschließend auch die Innenfläche der Ohrmuschel gründlich gereinigt. Diese Reinigungstechnik sollte sich der Unerfahrene von einem routinierten Katzenhalter, -züchter oder auch vom Tierarzt zeigen lassen. Sie wird regelmäßig, alle 1-2 Wochen vorgenommen. Zwischendurch überprüft man, beim Spiel oder Kraulen, den Zustand und die Gesundheit der Ohren. Zur richtigen Ohrenreinigung braucht man keine Arzneimittel mit spezifischen entzündungshemmenden und antibakteriellen Wirkungen. Hierzu stehen Spezialzubereitungen zur Verfügung. Leider hält sich aber immer noch die Meinung, man müsse indifferente Öle oder sog. Ohrenöle nehmen. Diese Auffassung kommt wohl aus der Baby-Pflege, wo die empfindliche Haut des Säuglings - nach der Reinigung - mit einem Ohrenöl geschmeidig gehalten werden soll. Öle sind praktisch gelöstes Fett. In Fetten lassen sich aber Staub und Schmutz schlecht lösen und entfernen - es gibt umgangssprachlich gesagt eine schreckliche Schmiererei. Außerdem bleibt stets ein öliger Film auf der Haut zurück, Schmutz, Staub, Grannen, Krankheitserreger werden sofort wieder gebunden und haften erneut im Gehörgang.