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Katzenverwandtschaft:
Die Wildkatze (Felis silvestris)

Sie hat sich erfreulicherweise in den waldreichen Ländern Deutschlands wieder sehr gut vermehrt. Im übrigen ist diese Wildkatze mit Ausnahme des hohen Nordens über ganz Europa verbreitet. Obwohl sie mit unserer Hauskatze fruchtbare Junge zeugt, ist sie mit dieser nur entfernt verwandt, gehört aber wahrscheinlich zu den gleichen Ahnen. Als Grundfärbung trägt der Kater ein fahles Grau oder ein dunkles Braungrau, das bei der Katze mehr gelbgrau getönt ist. Vier schwarze Längsstreifen zieren den Kopf, von denen sich zwei auf dem Nacken fortsetzen, um weiter hinten einen stärkeren Strich auf der Mitte des Rückens zu bilden. Von den Augen ziehen sich ein längerer und ein kürzerer Strich über die Wange. Der Körper ist mit schwärzlichen Querstreifen besetzt. Auch der kräftige, buschige Schwanz trägt mehrere breite Querringe. Bezeichnend ist der gelbliche Kehlfleck. Aber auch der Bauch trägt gelbliche Färbung und ist mit einigen dunklen Flecken besetzt. Es ist verständlich, dass die Biologen bemüht waren, sichere Merkmale herauszufinden, nach denen die Wildkatze von gleich gefärbten Hauskatzen gut zu unterscheiden ist. Als eigentümlich für die Wildkatze wurde der große, schwarze, nackte Sohlenfleck der Hinterfüße, die gelbe Kehle und der starke, sehr buschige, sich nicht verjüngende und an seiner Spitze wie abgehackt erscheinende Schwanz angesehen. Da es aber inzwischen besonders in den ländlichen Gemeinden vielerlei Mischlinge zwischen Wild- und Hauskatze gibt, werden diese Eigenheiten manchmal auch bei der Hauskatze angetroffen.

Die Wildkatze hat bei einer Körperlänge von 75 bis, 85 'cm eine Schulterhöhe von 35-40 cm und eine Schwanzlänge von etwa 35 cm. Das Gewicht schwankt zwischen 6 bis 8 Kilo. Am meisten sagen der Wildkatze ausgedehnte Gebirgswaldungen zu. Nadelholz zieht sie dem Laubwald vor. Hier verbirgt sie sich tagsüber gern in hohlen Baumstämmen, Höhlen und Felsspalten, bezieht. selbst verlassene Dachs- und Fuchsbaue oder setzt sich im dichten Röhricht von Sümpfen und Waldseen fest oder besucht sie zeitweise. Mit erstaunlicher Schnelligkeit und Gewandtheit erklettert sie die. höchsten Bäume und springt hier von Ast zu Ast, um auf diese Weise ganze Waldstücke zu durchqueren. Wie alle Katzen, versucht auch die Wildkatze ihre Beute durch Anschleichen und plötzlichen Zuspringen zu erlangen und durch Zerreißen der Schlagader mit dem Gebiss zu töten. Hat sie einen Fehlsprung getan, so lässt sie das verfehlte Tier fast immer fahren und sucht sich ein neues Opfer. In der Kunst des lautlosen Anschleichens und des geduldigen Laueres ist die Wildkatze ein vortrefflicher Meister.

Von den Sinnen sind Gesicht und Gehör ungemein scharf ausgebildet. Im Wesen ist die Wildkatze äußerst scheu, vorsichtig und argwöhnisch. Als Nahrung dienen ausschließlich Warmblüter vom Rehkitz bis Mäusegröße und Nager aller Art. So war sie bei den Jägern nicht sehr beliebt. Obwohl eine Wildkatze den Menschen meidet und ihm rechtzeitig aus dem Wege geht, wehrt sie sich in Bedrängnis so hartnäckig und entschlossen, dass ein unbewaffneter Mensch schwere Verletzungen davontragen kann. Bei der in die Monate Februar und März fallenden Ranzzeit führt die Wildkatze ein ähnliches Liebesspiel und Lärmkonzert auf wie unsere Hauskatze, mit der sie im Wesen und Gebaren sehr viel gemeinsam hat, was auf gleiche Vorfahren schließt. Nach einer neunwöchigen Tragezeit, also im April oder Mai, werden an einem geschützten und versteckten Ort 3-5 Junge geworfen, die erst nach 10-12 Tagen die Augen öffnen. Die Überwachung und Pflege der Kleinen entspricht der unserer Hauskatze. Bei Gefahr oder Beunruhigung werden die Jungen im Rachen einem sicheren Ort zugeführt. Oft hat man schon versucht, eine Wildkatze zu zähmen. Das gelang nur bedingt. Man kann Wildkatzen zwar soweit bringen, dass sie ein gewisses Zutrauen zeigen, sich auch anfassen lassen und mit Menschen spielen, doch versäumen sie dann wieder keine Gelegenheit, um ihr Misstrauen und ihre Abneigung zu beweisen. Zu jeder Zeit können sie dem Ruf der Wildnis folgen und ohne Bedauern auf die Bequemlichkeiten, die sie als Haustier genossen haben, verzichten. Sogar Mischlinge zeigen dieses Wildverhalten.

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